Hermann Nitsch über Fatma Strößinger

 

zur malerei von fatma strössinger.

fatma strössinger hat 10 semester in meiner klasse für interdisziplinäre kunst an der städelschule in frankfurt studiert. sie ist eine ausgesprochene malbegabung. sie ist nun längst keine schülerin mehr, sondern eine fertige junge malerin, die ihre bilder mit sinnlicher kraft und frische entstehen lässt. die inhalte, die sie beschäftigen sind durch persönliche lebenserfahrungen geprägt. das thema der frau taucht immer wieder auf ohne militant frauenrechtlerisch zu sein. die tatsache der geburt und des femininen unterleibes ist meistens ihr thematisches umfeld. ihre malerei ist so sehr am rande der gegenständlichkeit, dass sie fast in die nähe abstrakt expressiver gestischer malerei gerät. ich kann oft nur gegenstandsreste entdecken. immer wieder triumphiert die reine malerei, die auseinandersetzung mit den substanzen der farbe. ihre sinnliche schwelglerische malerei ist stärker als alles spekulieren. ihre malerei gibt mir den eindruck eines üppig wuchernden gartens, der fruchtreich zur ernte drängt. sie ist der beweis dafür, dass malerei nie versiegen kann und immer die grundlage aller virtuellen resultate bleiben wird. ihre tätigkeit ist bei den wurzeln der malerei angesiedelt. ich betrachte ihre arbeit als notwendiges gleichgewicht zu vielen gegenwärtigen spekulativen versuchen.

hermann nitsch.

prinzendorf im september 2003

 




 
< englisch below >
 

The art work from Fatma Strössinger

Fatma Strössinger has studied interdisciplinary art for 10 semesters in my class at the Städelschule in Frankfurt am Main. She is a particular artistic talent. She has in fact ceased to be a student for a long time, instead she is a finished young artist. She has emerged as this finished artist through her freshness and sensual strength. The contents of her work are formed by her experience of life. The subject of being a woman is constant without the presence militant feminism. Most often the theme focuses on the female abdomen. Her work is so strongly on the edge of representation that she is bordering on abstract expression. I can often only just uncover the remnants of the objects. Again and again the pure art triumphs over the clash of colour substance. Her sensuality is beyond speculation. Her work creates the impression of a luxuriant and rampantly growing garden which provides ripe fruits for the harvest. As a result she is proof that art remains as the basis of all virtual results. Her work is secured by the roots of the art. I regard her work as an important and necessary balance to the current speculative attempts.

Hermann Nitsch.

Prinnzendorf, September 2003.